Marcus du Sautoy

Marcus du Sautoy ist Simonyi-Professor für Populärwissenschaften und Professor für Mathematik an der Universität von Oxford. Er ist Autor von sechs Büchern, darunter zuletzt The Creativity Code (Fourth Estate, 2019). Er moderierte zahlreiche Radio- und Fernsehserien, darunter The Story of Maths, eine vierteilige, wegweisende Dokumentation der BBC. Auf dem Gebiet der populärwissenschaftlichen Vermittlung von Kunst arbeitet er intensiv mit einer Reihe von Organisationen zusammen, vom Royal Opera House bis hin zum Glastonbury Festival. Sein Stück I is a Strange Loop (in dem er auch selbst als Schauspieler wirkte) war Teil des Life Rewired-Programms des Londoner Barbican-Theaters. 2010 wurde ihm für seine wissenschaftlichen Verdienste der britische Ritterorden OBE verliehen, 2016 wurde er zum Mitglied der Royal Society ernannt.

 

 

 

Frage 1- Welche Art von Geräten verwenden Sie und wie?

" Ein MacBook Pro und ein iPhone 10. Ich denke, die meisten Leute haben den Eindruck, dass der Computer für die Mathematik ein wichtiges Werkzeug sein muss. Wenn ich hingegen im Mathematikmodus bin, dann mache ich immer noch alles analog und nicht digital. Meine Mathematik entsteht auf diesen klassischen gelben Schreibblöcken, für die ich eine große Schwäche habe. Mathematik ist ein sehr nichtlinearer Prozess – ich muss meine Gleichungen frei in viele Richtungen auf eine Seite schreiben können. Meine elektronischen Geräte verwende ich zum Abspielen von Musik, die für mich ein unverzichtbarer Partner der Mathematik ist, aber auch als Portal, wenn ich Mathematik-Zeitschriften lesen möchte. In der Vergangenheit musste ich in die Bibliothek gehen und ein Buch bestellen. Die Möglichkeit, heutzutage so schnell auf Ideen zuzugreifen, noch bevor sie offiziell publiziert werden, hat meine Effizienz erheblich gesteigert. Manchmal benutze ich meinen Laptop für mathematische Experimente, an denen ich arbeite, aber letztendlich ist es das Gerät in meinem Kopf, das dann den „Aha“-Moment hat. Bin ich im Autorenmodus, dann ist mein Laptop definitiv die Leinwand, auf der ich am liebsten male. Die Rechtschreibprüfung hat mir dabei oft geholfen, nicht vor Scham in den Boden zu versinken. Und mein Smartphone benutze ich als digitalen Notizblock zur Sammlung interessanter Ideen, die dann in meine Bücher einfließen."

Frage 2- Effektivität erfordert Konzentration. Wie anfällig sind Sie für die Ablenkungsindustrie?

" Ich vergleiche das Leben eines Mathematikers oft mit der Praxis eines buddhistischen Mönchs. Du musst in der Lage sein, einen Zustand außergewöhnlicher Konzentration zu erreichen und die Ablenkungen der physischen Welt hinter dir lassen, um diese seltsame, abstrakte Welt des Geistes zu betreten. Sich mit Mathematik zu beschäftigen, das ist wie einen Zustand tiefer Meditation zu erreichen. Beides erfordert ein hohes Maß an Disziplin und Übung. Ich denke, deshalb stellen wir fest, dass Menschen, die einen hohen Asperger-Quotienten haben, oft gute Mathematiker sind. Diese Fähigkeit, alles andere um dich herum zu vergessen und dich nur auf das Problem zu konzentrieren, an dem du arbeitest, ist eine wertvolle Superkraft. Allerdings bin ich für die Ablenkungsindustrie genauso anfällig wie jeder andere. Das Schlimmste sind E-Mails. Wenn ich arbeite, muss ich mein E-Mail-Programm abschalten, um dem attraktiven Ping einer eingehenden E-Mail zu entgehen. Manchmal kann Ablenkung jedoch auch ein wichtiger Teil des kreativen Prozesses sein. Ich persönlich bin extrem unordentlich. Wenn ich nach einem Buch oder einer Arbeit suche, die ich als Quelle verwenden möchte, lasse ich mich oft gerne von einem Artikel ablenken, auf den ich bei dieser Suche zufällig stoße. Wenn ich mein Büro aufräume, sinkt meine Kreativität grundsätzlich. Online-Ablenkungen können auf ähnliche Art und Weise funktionieren. Die Kunst besteht darin, sich nicht in irgendeinem Kaninchenbau zu verlieren. "

Frage 3- Prominente Persönlichkeiten aus dem Silicon Valley sind dafür bekannt, den Kontakt ihrer Kinder mit der Technik stark einzuschränken. Madonna sagte vor kurzem, sie glaube, dass es ein Fehler war, ihren älteren Kindern schon mit 13 Jahren ein Telefon gekauft zu haben. Sehen Sie Unterschiede zwischen Menschen, die aufgewachsen sind, bevor es Smartphones gab und solchen, die danach aufgewachsen.

"Die durch maschinelles Lernen beständig wachsende künstliche Intelligenz verändert die Technik, die wir benutzen. Die Geschichte, die uns dazu erzählt wird, ist recht zukunftspessimistisch. Das muss aber nicht so sein. Der Schlüssel zu einer positiven Zukunft mit der Technik ist Wissen. Es ist wichtig zu verstehen, wie wir von den Algorithmen, die uns durch unser modernes Leben leiten, herumgeschubst werden. Dieses Verständnis gibt uns dann die Kraft, nicht manipuliert zu werden und es zu unserem Vorteil zu nutzen. Programmieren oder programmiert werden: In meinem neuen Buch The Creativity Code habe ich den Programmcode für Kreativität untersucht. Zu oft wird das als Konkurrenz verkauft. Wird die Arbeit eines Komponisten, eines Schriftstellers oder eines Künstlers in Zukunft von einem kreativen Computer abgelöst werden? Die Geschichten, die ich fand, zeigen, dass ein Programm uns helfen kann, unsere eigene, menschliche Kreativität zu fördern. Zu oft stecken wir in der Art und Weise fest, wie wir Dinge tun. Wir verhalten uns wie Maschinen. Ein gutes Programm kann helfen, uns aus mechanistischen Denkweisen zu lösen und neue Möglichkeiten zu entdecken. Hier geht es nicht um Konkurrenz, sondern um Zusammenarbeit mit dem Programm."


Lesen Sie mehr Befragten