digital detox

Eine digitale Entgiftung

Viele Leute schwärmen von den Vorteilen, wenn sie ihr Smartphone gegen ein Dumbphone austauschen und sich etwas Zeit nehmen, um abzuschalten. Ich habe darüber gelesen. Viel. Und währenddessen habe ich das Punkt MP01 – ein sogenanntes „Dumbphone“ – aus der Ferne bewundert. Es ist wie das alte Nokia von damals, nur besser gestaltet, mit schicken Vogelsong-Klingeltönen und ohne Spiele. Nicht einmal Snake. Tatsächlich macht es nicht viel, außer Anrufe zu tätigen, Texte zu senden und als Wecker zu dienen.

Der Haken: Damals kostete es £ 229. Das erschien mir ein bisschen heftig, egal, wie schön das Telefon aussieht (jetzt liegt es bei £ 175). Wenn ich wirklich eine digitale Entgiftung machen möchte, kann ich doch das £ 10 Nokia in meiner Schublade verwenden, oder? Genau! Außer, dass ich es nicht gemacht habe.

Dann erhielt ich vor ein paar Wochen den Newsletter von Punkt. Sie suchten Menschen, die bereit wären, eine digitale Entgiftung zu machen und über ihre Erfahrungen zu schreiben – im Tausch gegen ein MP01. Ich bewarb mich und wurde angenommen.

Also, hier bin ich. Digital entgiftend.

Das Timing hätte nicht perfekter sein können. Punkt kündigte die Lieferung des MP01 für Dienstag, den 13. Februar an – den Tag vor Beginn der Fastenzeit. Ich war immer begieriger geworden, eine digitale Entgiftung zu versuchen und dies war die perfekte Gelegenheit: mit 40 Tagen ist die Fastenzeit lang genug für eine starke Herausforderung, aber nicht so lange, dass es unmöglich scheint (die Detox-Richtlinien von Punkt empfehlen, das Smartphone für zwei Tage wegzulegen, was ein wenig einfach erscheint).

Das MP01 kam in einer schicken Box in der Qualität, die man von einem neuen Apple-Gerät erwarten würde. Das Telefon selbst fühlte sich leichter und plastikmäßiger an, als ich erwartet hatte, sah aber immer noch hübsch aus (ich hätte die schwarze Version bevorzugt, aber es gab keine Auswahlmöglichkeit). Ich hatte bereits eine neue SIM-Karte von GiffGaff bestellt, da meine reguläre Drei-SIM-Karte das 2G-Netzwerk des MP01 nicht unterstützt. Also reingesteckt und eingeschaltetet.

Ich brauchte fast zwei Minuten, um die Features zu erkunden (es gibt keine). Dann begann ich, über die praktischen Dinge der nächsten 40 Tage nachzudenken. Wie sollte ich mitteilen, dass ich eine neue Nummer hatte? Was war mit den Kunden, die mich unter meiner alten Nummer erreichen wollten? Musste ich jedem, den ich kenne, eine E-Mail schicken? Letztlich würde ich diese Nummer wahrscheinlich nur für einen Monat haben. Und was war mit all den dringenden Social-Media-Benachrichtigungen, die ich verpassen könnte?

Dies ist, wozu ich mich am Ende entschieden habe:

  • Ich checke meine Social-Media-Benachrichtigungen einmal am Tag für den Fall, dass es etwas Dringendes gibt, auf das ich antworten muss. Ich schaue nicht auf die Feeds, nur auf meine Benachrichtigungen. Ich schalte mein iPhone alle paar Tage ein, um vereinzelte Texte oder Nachrichten abzufangen.
  • Ich sende meine neue Nummer per E-Mail an ausgewählte Freunde und Familie. Nur die Leute, mit denen ich ziemlich häufig kommuniziere.
  • Ich ändere meine E-Mail-Signatur, um über meine neue Nummer und die Tatsache zu informieren, dass ich langsamer als sonst reagieren werde.
  • Ich führe mein iPhone (ausgeschaltet) für Notfälle mit mir. Mein Orientierungssinn ist erschreckend und ich möchte nicht zu spät zu etwas Wichtigem kommen. Ich bin bekannt dafür, ohne die Hilfe von Google-Maps, meilenweit in die falsche Richtung zu fahren.

Tag 1 – Mittwoch, 14. Februar

Ich wache auf und habe zwei verpasste Anrufe von einer unbekannten Nummer. Das macht Sinn, weil die einzige Nummer, die ich in meinem neuen Telefon gespeichert habe, die meiner Frau ist. Also wird jede andere Nummer ein Geheimnis sein. Nach einer Anfrage-SMS („Wer ist das?“ – ohne Interpunktion, weil ich den richtigen Knopf nicht finden kann) stellt sich heraus, dass es mein Bruder Steve ist. Zweifellos hat er angerufen, weil er sich über meine kleine Challenge amüsiert hat.

Beim Frühstück lese ich eine Zeitschrift. Ich habe meine E-Mails noch nicht gecheckt (oder irgendetwas anderes), weil mein Laptop auf dem Schreibtisch geschlossen bleibt. Ich kann mich nicht an das letzte Mal erinnern, an dem ich meine E-Mails nicht direkt nach dem Aufwachen gecheckt habe. Es macht selig. Ich arbeite heute von zu Hause aus, also gehe ich um 9 Uhr in mein Büro und schalte den Computer ein. Es gibt ein paar E-Mails, aber nichts Dringendes. Dann, statt wie üblich alle meine sozialen Netzwerke zu überprüfen, öffne ich meine übliche To-Do-Liste und schaue, was anliegt.

Der Tag geht so weiter. Ohne die Ablenkung durch das Piepen meines Telefons und ohne Instagram alle halbe Stunde kurz zu checken, bekomme ich erstaunlich viel Arbeit erledigt. Mehr als das: Ich fühle mich schwerelos. Luftig-leicht. Friedlich. In einem Zen-ähnlichen Zustand. Ich gehe zur Toilette, ohne auf Twitter zu schauen. Ich denke über die Fotos an der Toilettenwand nach. Mir wird langweilig, während ich darauf warte, dass der Wasserkocher kocht. Ich denke nach, während ich meine Zähne putze. Ich habe freie Zeit. Es ist wunderbar.

Am Nachmittag leite ich in Waterloo einen Workshop für Textgestaltung. Bevor ich abfahre, sehe ich mir die Wegbeschreibung an und schreibe sie in mein Notizbuch. Während der Fahrt mit der U-Bahn erledige ich einen Teil der Workshop-Vorbereitungen und nehme mir dann ein Buch vor. Die meisten Leute um mich herum kleben an ihren Smartphones. Ich vermisse meines nicht. Als ich am Ende des Tages den Workshop verlasse, bemerke ich, dass ich meine E-Mails seit dem Mittagessen nicht mehr überprüft habe. Es fühlt sich gut an. Als ich zurück zur U-Bahn-Station gehe, ruft mich Annabel auf dem MP01 an und wir verabreden uns zu Hause zum Abendessen.

Tag 2 – Donnerstag, 15. Februar

Ich wache früh auf und gehe mit einem meiner drei Telefonkontakte, Jack, zum Frühstück. Er hat mir in der Nacht zuvor eine SMS gesandt, um nach dem Treffpunkt zu fragen. Jedes Wort, das ich auf dem MP01 schreibe, ist ein mühsamer Liebesakt, also schlage ich mit einer kurzen Nachricht ein Café in Clerkenwell vor. Ich kann ihm nicht einmal ein passendes Bitmoji1 schicken.

Das Café ist spezialisiert auf irische Hausmannskost und ich bin fasziniert von etwas, das sich „Boxty“ nennt. Weil ich nicht weiß, was es ist und es nicht googeln kann, frage ich die Kellnerin und sie erklärt, dass es sich um einen Kartoffelpuffer handelt. Jack und ich lassen uns beide darauf ein und entdecken, dass es im Grunde genommen leicht gebratener Kartoffelbrei ist. Ich bin froh, es versucht zu haben, aber würde es nicht noch einmal bestellen. Ich kann keinen amüsanten Tweet meiner „Boxty“-Bewertung posten.

Ich verbringe den Rest des Tages damit, in einer nahegelegenen Marketingagentur zu arbeiten, bevor ich nach Hause gehe. Da es meinen Job kennzeichnet, den ganzen Tag vor einem Computer zu verbringen, erhalte ich immer noch die gleichen E-Mail-Benachrichtigungen und der ganze Internet-Spaß ist nur einen Klick entfernt. Aber ich schaffe es, die sozialen Medien nicht zu checken und werfe nur einen kurzen Blick auf die Homepage des Guardian. Ohne die üblichen Ablenkungen läuft meine Arbeit viel schneller und ich habe Zeit, einige dringenden Dinge auf meiner To-Do-Liste zu erledigen.

Am Abend kommen Pat und Dave zum Abendessen und wir verbringen viel Zeit damit, über den Tod zu sprechen, aber auch über Dinge, die man in London machen kann. Ohne mein Telefon, um sich Notizen zu machen, und weil ich zu faul bin, mein Notebook aus dem anderen Zimmer zu holen, belästige ich Annabel damit, mir Dinge zu mailen, damit ich sie am nächsten Morgen überprüfen kann. Wir spielen Musik über unseren Sonos, aber ich kann sie ohne mein Telefon nicht steuern. Also leihe ich mir Annabels Telefon, um S. Carey2 abzuspielen.

Nachdem ich mein iPhone zwei Tage ausgeschaltet hatte, schalte ich es wieder ein, um das MP01 für diesen Blog zu fotografieren. Dann schalte ich es wieder aus.

Eine digitale Entgiftung kehrt um

Ich habe nicht wirklich beschrieben, warum ich eine digitale Entgiftung machen wollte. Und während ich damit kämpfte, zu meinem iPhone zurückkehren zu wollen – obwohl ich mit Detox-Elementen weitergemacht habe – überlegte ich, was ich eigentlich von dieser Fastenzeit erwartet habe.

Ich glaube nicht, dass Smartphones an sich schlecht sind. Aber ich denke, dass einiges an der Art, wie wir sie verwenden, ziemlich schädlich ist. Mit einer digitalen Entgiftung wollte ich:

  • Aufhören, E-Mails und Soziale Medien als erstes am Morgen, als letztes am Abend und mehrmals am Tag zu überprüfen.
  • Aufhören, jedes Bisschen freie Zeit – zur U-Bahn gehen, meine Zähne putzen, auf der Toilette sitzen, darauf zu warten, dass der Wasserkocher kocht, in einer Schlange stehen – mit meinem Handy auszufüllen.
  • Der ständigen Entrüstung entgehen, den Übertreibungen und dem Geschwurbel von Twitter.
  • Die Erschöpfung durch Non-Stop-Nachrichten beenden.
  • Eine Pause machen, ständigen das Leben anderer Menschen auf Instagram zu vergleichen und mit dem eigenen zu prahlen.
  • Nicht in die Jauchegrube von Facebook gesaugt werden.
  • Einen winzigen Raum in meinem Kopf schaffen, um wirklich zu denken.

Die Verwendung des MP01 half bei all dem. Es war eine herrliche Woche, wie ich im ersten Absatz beschrieben habe.

Aber es verursachte auch ein paar Probleme.

  • Ich habe ein paar wichtige Telefonate verpasst, weil einige versuchten, mich unter meiner gewohnten Nummer zu erreichen.
  • Ich habe mich auf dem Weg zu einer Besprechung verirrt, was zu einer Reihe hektischer Telefonate mit Annabel führte, die versuchte, die Situation von ihrem Arbeitsplatz aus zu lösen. (Es ist erwähnenswert, dass ich gestresst werde, wenn ich mich verlaufe. Es ist auch erwähnenswert, dass es meinem Gastgeber egal war, obwohl ich zwanzig Minuten zu spät war. Aber mich hat es gestört.)
  • Einige Leute wussten nicht, wie sie mich erreichen konnten – was das Ziel, höhere Kommunikationsniveaus zu erreichen, konterkarierte.
  • Es gab unzählige Kleinigkeiten, bei denen ich das iPhone aus meiner Tasche holte, um die Situation zu klären.

Es hat nicht an Social Media gefehlt, um mich scheitern zu lassen. Es waren praktische Dinge – Anweisungen zu benötigen, keine E-Mails mit wichtigen Informationen abrufen zu können, Telefonanrufe zu verpassen – die Unannehmlichkeiten verursacht haben.

Das MP01 machte das Leben komplizierter – zumindest in mancher Hinsicht. Und darum ging es mir bei dieser Challenge nicht. Ich wollte das Leben einfacher und bedeutungsvoller machen.

Unsere Smartphones können das Leben einfacher machen, und sie haben es getan. Aber es ist wichtig, sie auf ihren Platz zu verweisen.

Ich möchte jederzeit Zugriff auf das Wetter, auf Karten, auf meinen gesamten E-Mail-Eingang haben. Ich möchte meinen Freunden kostenlose Mitteilungen senden können, wenn sie in fremden Ländern unterwegs sind.

Aber ich wünsche nicht die ständigen Ablenkungen, die endlosen Benachrichtigungen, den Zwang, mein Telefon bei jeder Gelegenheit zu überprüfen.

Für den Rest der Fastenzeit werde ich mein iPhone benutzen. Aber die Benachrichtigungen sind deaktiviert und ich werde Instagram nicht checken, während ich auf der Toilette bin. Und – Daumendrücken! – ich werde mich nicht wieder verirren. Jedenfalls nicht ohne Karten, um mich zu retten.

Luke Leighfield

London, UK

Fußnoten:

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