Navigation
Fast über Nacht wissen viele Menschen heutzutage nicht mehr, wo sie sind und benötigen elektronische Geräte, um das herauszufinden. Es ist ein bisschen wie im Kinderwagen, nur eben mit der Angst, dass der Akku leer wird. Das ist neu. Und muss nicht sein.
Die Vorstellung, ohne Smartphone-Navi aus dem Haus zu gehen, mag beängstigend sein. Alles andere als ideal ist es jedoch auch, sich zur Orientierung darauf zu verlassen – vor allem nachts und wenn Sie womöglich noch etwas getrunken haben. Sie müssen das Smartphone vor sich hinhalten, was Sie zur Zielscheibe für Überfälle macht. Mit dem Smartphone zeigen Sie Ihrem Mitmenschen, dass Sie ortsfremd sind, nicht wissen, wo sie sind und niemanden in der Gegend kennen. Das Gerät lenkt Sie von Ihrer Umgebung ab. Sie selbst sind deutlich sichtbar und erscheinen verletzlich. Außerdem sind Sie dem Akkuladezustand Ihres Geräts ausgeliefert – was am Ende des Abends ein besonderes Problem darstellt.
Auch wenn Sie also „nur für den Fall der Fälle“ ein Smartphone bei sich tragen, ist es sinnvoll, sich a) einen Orientierungssinn zu verschaffen und b) mit der Geographie der Gebiete vertraut zu machen, die Sie oft besuchen. Das erreicht man allerdings nicht, wenn man nach unten schaut......
Hier einige Vorschläge zur Schulung Ihrer räumlichen Wahrnehmung/allgemeinen Kartenlesefähigkeiten und Ihres Wissens über bestimmte Stadtteile. Die Vorschläge richten sich vor allem an Menschen in städtischen Räumen:
- Ihr Hippocampus (der Teil des Gehirns, der für die Navigation zuständig ist) lässt sich verändern. Erkennen Sie diese Möglichkeit an und treffen Sie die bewusste Entscheidung, dass Sie dies von nun an auch tun werden. „Ich weiß nie, wo ich bin“ ist damit eine Haltung, die Sie hinter sich lassen. Räumliche und visuelle Wahrnehmung können entwickelt werden. Das ist wie beim Aufbau von Muskeln – nur vermutlich interessanter.
- Kaufen Sie sich einen Stadtplan und tragen Sie ihn immer bei sich. Markieren Sie Orte, an denen Sie gewesen sind und Straßen, die Sie kennen, mit einem Textmarker. Idealerweise hängen Sie sich auch einen Stadtplan hinter Ihre Haustür und markieren die Orte Ihrer Abenteuer mit Klebeetiketten. Noch besser: Ziehen Sie sie den Plan auf ein Softboard auf und dokumentieren Sie Ihr Leben mit Kartennadeln!
- Machen Sie es sich zur Gewohnheit, sich umzuschauen – und sehen Sie an jeder Kreuzung auch hinter sich, so dass Sie immer wieder den Weg zurück finden. Achten Sie auf Straßennamen und fangen Sie an, diese Punkte miteinander zu verbinden.
- Machen Sie es sich zur Leidenschaft, immer wissen zu wollen, wo sich die Himmelsrichtungen befinden (Nord, Süd, Ost und West). Vergegenwärtigen Sie sich, wo die Sonne aufgegangen ist und wo sie untergeht – insbesondere, wenn Sie gerade aus einer U-Bahnstation kommen.
- Wenn Sie bestimmte Strecken regelmäßig fahren, variieren Sie Ihre Wege so oft wie möglich. Damit lernen Sie nicht nur neue Gebiete kennen, sondern sind auch dann nicht hilflos, wenn die gewohnten Straßen oder Bahnhöfe einmal geschlossen sind.
- Fahren Sie nach Möglichkeit mit dem Bus. Setzen Sie sich ans Fenster (oder nach oben, wenn das für Sie eine Option ist) und verfolgen Sie mit Ihrem Finger auf der Karte jeden Orientierungspunkt und jede Seitenstraße, an der Sie vorbeikommen. Finden Sie heraus, was sich hinter einem Häuserblock verbirgt: Verläuft Ihr Weg parallel zu dem Weg, den Sie bereits kennen oder kreuzt er diesen Weg? Sagt Ihnen die Karte, dass sich in der Nähe ein wichtiger Orientierungspunkt befindet? Dadurch schulen Sie Ihre räumliche Wahrnehmung. Verbessern Sie Ihre visuelle Wahrnehmung, indem Sie beim Vorbeifahren auf Details achten und sich diese merken.
- Wenn Sie mit dem Zug oder der U-Bahn fahren müssen, überlegen Sie, ob Sie einen Teil des Wegs per Bus, zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen können.
- Mixen Sie die Optionen: Wenn Sie noch ein paar Minuten Zeit haben, steigen Sie vielleicht ein oder zwei Stationen vor oder nach Ihrem Zielort aus. Nehmen Sie beim Gehen oder Fahren kleine Umwege.
- Fangen Sie an, sich mit Hilfe von Umgebungskarten für den Nahbereich zu orientieren, die Sie oft an Bushaltestellen oder als Aufsteller an der Straße finden.
- Fragen Sie Menschen auf der Straße oder in Geschäften. Entweder kennen sie den Weg oder sie haben eine Nabelschnur, die Sie einen Moment lang miteinander teilen können. In beiden Fällen ist dies ein gesunder Moment menschlicher Interaktion.
- Entwickeln Sie ein Interesse für die Sozial- und Architekturgeschichte der Gegend, durch die Sie fahren, egal ob sie auf Ihrer Pendlerstrecke unterwegs sind oder zum ersten Mal an einen Ort fahren. Sehen Sie jede Fahrt als eine Entdeckung und seien Sie entschlossen, im Detail zu entdecken, was es dort Neues gibt.
- Vergegenwärtigen Sie sich stets die Himmelsrichtungen und auch, in welcher Richtung Ihr Zuhause liegt und was die Sonne macht. Es ist eine interessante Gewohnheit.
Auf dem Land, mit dem Fahrzeug:
- Bewahren Sie sich Ihre Entdeckereinstellung: Variieren Sie Ihre Route auf regelmäßigen Fahrten. Das kann auch in Zeiten, in denen es Straßensperrungen gibt, sehr hilfreich sein. Falls Ihr Fahrzeug eine Panne hat und Sie ohne Netz sind, werden Sie froh sein zu wissen, wo das nächste Dorf liegt.
- Wenn Sie zum ersten Mal irgendwo hinfahren, verbringen Sie ein paar Minuten damit, die Route zu planen. Schreiben Sie sich (klare!) Wegbeschreibungen auf und befestigen Sie sie am Armaturenbrett Ihres Autos. Finden Sie heraus, wie viel von der Liste Sie sich merken können!